Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte das neue ewz-Zentrallager im Mai 2023 den Nutzern des Geschäftsbereiches Netze übergeben werden. Bis August wurde ein minutiös geplanter Umzug des gesamten Lagerbestandes von der einen Seite des Areals ins neue Gebäude vollzogen und dies bei vollem Betrieb. Sämtliche Artikel, ob Schraubenzieher, Leuchten, Kabel, Verteilkästen oder Mittelspannungstransformator, mussten für die die ewz-Mitarbeitenden von Bau und Betrieb jederzeit verfügbar sein. Zudem musste jeder Artikel im neuen Lager auch seinen neuen «digitalen Platz» in den ewz-IT-Systemen finden, damit der gesamte Bestell-, Rüst- und Auslieferungsvorgang in der gewohnten Qualität und Zeitspanne abgewickelt werden kann.
Heute stellte Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher der Industriellen Betriebe der Stadt Zürich, das neue Zentrallager zusammen mit den ewz-Verantwortlichen den Medien vor. Anhand der Legislaturschwerpunkte im Bereich Energie zeigte er auf, wie wichtig das neue Logistikzentrum für die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Energie- und Klimaziele der Stadt Zürich ist. Baumer: «Nur mit einer leistungsfähigen und bedarfsgerechten Infrastruktur können wir die Transformation der Energieversorgung vorantreiben und die Versorgungssicherheit stärken.»
Die Lagerflächen in der alten Bobinenhalle und dem Betriebsgebäude aus dem Jahr 1974 boten etwa doppelt so viel Platz wie das neue Lager. Diese logistische Herausforderung wurde dank eines neu entwickelten Logistikkonzeptes mit einer optimalen Ausnutzung der Höhe und Verdichtung mit drei automatischen Lagereinrichtungen gelöst: Dies sind vier Lagerlifte mit rund 5'400 Plätzen, ca. 1'200 Palettenplätze in einem Verschieberegallager sowie ein Paternoster für Bobinen (grosse Kabelspulen) mit 282 Lagerplätzen. Dazu braucht es ein höchst leistungsfähiges Tragwerk und Decken, die den Anforderungen einer Brücke entsprechen müssen, da sie sehr hohen Belastungen standhalten müssen. Zudem muss das Lager auch nach einem Erdbeben funktionsfähig bleiben, damit ewz selbst im Katastrophenfall die systemrelevanten Stromnetze rasch wieder instand setzen kann. Mit der Integration der Eichstelle in das neue Zentrallager können die grösstmöglichen Synergien in den Prozessen sowie den Lagereinrichtungen genutzt werden.
Besonders anspruchsvoll war das Einbringen der 55 Tonnen schweren und 32 Meter langen vorgefertigten Stahlbetonträgern auf das Grundstück, das eingebettet ist zwischen zwei Eisenbahnviadukten, der Duttweiler-Brücke, Zubringergeleisen zum Migros-Areal sowie der Pfingstweidstrasse. Die Wuchtigkeit des Innenausbaus widerspiegelt sich jedoch kaum in der Aussengestaltung. Mit seiner Fassade aus unbehandeltem Douglasienholz, das zu 80% aus der Forstregion Zürich Nord stammt, ist es ein Blickfang mitten im von Backsteinen, Glas, Stahl und Beton geprägten Zürcher Industriequartier. Mit der Zeit wird die Ostfassade sowie das Dach intensiv begrünt sein und so einen Beitrag an die Biodiversität leisten.
Im September 2023 wurde mit dem Überdachen des Unterwerks Herdern die zweite Bauetappe eingeläutet. Das Hauptgebäude wird auf den Rohbau zurückgebaut, saniert und um zwei Geschosse aufgestockt, wobei die beiden neuen Stockwerke über der alten Lagerhalle und dem Unterwerk auffällig herausragen werden. Mit einer neuartigen Rezirkulationsanlage, die Grundwasser als Energiequelle nutzt, und einer grossen Solaranlage ist dieses Bauvorhaben auch in Bezug auf die Energieversorgung zukunftsweisend. Für die Instandsetzung und Optimierung des gesamten ewz-Areals Herdern haben die Stimmberechtigten der Stadt Zürich im September 2020 mit einem Ja-Anteil von 88,2% den Objektkredit von 167,44 Mio. Franken bewilligt.