Energieversorgungsunternehmen wie ewz haben den Auftrag, eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. In Sommern mit extremer Trockenheit kann sich jedoch die Stromproduktion aus Wasserkraft verknappen. Durch ungenügend gefüllte Speicherseen verschärft sich die Lage insbesondere im Winter, wenn der Strombedarf am grössten ist. Dies führt dazu, dass die Schweiz Strom aus Europa importieren muss. Das Angebot an Importstrom schwankt aber ebenfalls und führt bei Engpässen zu hohen Preisen. Weil es aktuell kein Stromabkommen mit der Europäischen Union (EU) gibt, könnte die Schweiz beim Import künftig benachteiligt werden.
Dem Ausstieg aus der Atomenergie und dem Netto-Null-Klimaziel steht zudem der schleppende Ausbau der erneuerbaren Energien gegenüber. Angesichts dieser Situation und weil der Gesamtverbrauch ansteigen dürfte, müssen mehr Projekte zur Nutzung von erneuerbaren Energien umgesetzt werden können.
Mit einem neuen Rahmenkredit will ewz weiter in erneuerbare Energien investieren und diese konsequent ausbauen. 2008 sowie 2016 und 2020 wurden über Abstimmungen jeweils Rahmenkredite von 200 Millionen Franken bewilligt, um die Energieproduktion aus erneuerbaren Energien voranzutreiben. Diese sind nun weitgehend ausgeschöpft. Dabei soll vor allem die Produktion von Winterstrom gesteigert werden, um die Abhängigkeit von Stromimporten zu verkleinern. Dafür sollen Wasserkraftwerke ausgebaut, die Konzessionen von bestehenden Wasserkraftwerken erneuert und hochalpine Photovoltaik-Anlagen und Windparks realisiert werden. Zudem will sich das ewz direkt oder indirekt an Gründungen von Gesellschaften beteiligen, die solche Produktionsanlagen planen, bauen und betreiben. Der neue Rahmenkredit soll ebenso für Projekte in den Fokusländern von ewz (derzeit Frankreich, Deutschland, Norwegen und Schweden) genutzt werden können.
Wasserkraft ist besonders im Winter von hoher Bedeutung für die Stromversorgung in der Schweiz. Das ewz ist an 5 von insgesamt 16 Projekten des runden Tischs Wasserkraft beteiligt: als Konzessionärin und Betreiberin beim Projekt Lai da Marmorera in Graubünden, über die Partner-Kraftwerke Oberhasli AG bei den Projekten Grimselsee, Trift, und Oberaarsee in Bern und über die Maggia SA beim Projekt Lago del Sambuco im Tessin. Aktuell führt das ewz auch mit verschiedenen Kantonen und Gemeinden Verhandlungen über weitere Bauprojekte sowie die Erneuerung von Konzessionen für Wasserkraftwerke. Mit den Konzessionen erhält das ewz das Recht, das Wasser unter gewissen Auflagen für die Stromproduktion zu nutzen. Aus dem Rahmenkredit können diese Konzessionen erneuert und weitere Projekte finanziert werden.
Photovoltaik-Projekte im Alpenraum könnten dereinst einen wesentlichen Beitrag zur Stromproduktion mit erneuerbarer Energie in der Schweiz leisten. Durch die intensive Sonneneinstrahlung in der Höhe, die reflektierende Schneedecke sowie die kühlen Temperaturen produzieren diese Anlagen weit mehr Strom als Anlagen im Mittelland. Da rund die Hälfte des Solarstroms der alpinen Anlagen im Winterhalbjahr anfällt, soll damit künftig auch die Abhängigkeit von Importen verringert werden. Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen geht dennoch nur langsam voran. Dies liegt an örtlichen und infrastrukturellen Herausforderungen bei der Umsetzung sowie Interessensgruppen, die sich dagegen wehren. Das ewz will aus dem Rahmenkredit den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen fördern und Projekte realisieren.
Seit über 15 Jahren ist das ewz daran, im Kanton Waadt die beiden Windparks Mollendruz und Provence zu entwickeln. Die lange Dauer ist den komplexen Planungsverfahren und rechtlichen Prozessen geschuldet. Deshalb hat der Stadtrat aus den bisherigen Rahmenkrediten mehrere Kredite für den Kauf oder die Beteiligung von Windparks in Deutschland, Frankreich, Schweden und Norwegen ermöglicht.
Die sich laufend verändernden rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen erfordern Flexibilität. Mit einem Rahmenkredit verkürzen sich die Entscheidungswege erheblich. Denn der Stadtrat kann selbst über die einzelnen Projekte entscheiden. Je nach Höhe des Kredits braucht es sonst einen Beschluss des Gemeinderats oder die Zustimmung der Stimmberechtigten, was Zeit braucht. Die Investitionen werden mit selbst erwirtschafteten Mitteln des ewz getätigt und belasten weder die Stadtkasse noch die Steuerzahlenden.
Der Gemeinderat stimmte am 12. Juni 2024 mit 97 zu 14 Stimmen dem Rahmenkredit zu. Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich werden am 22. September 2024 über den Rahmenkredit von 300 Millionen Franken entscheiden. Folgender Antrag wird den Stimmberechtigten zum Entscheid unterbreitet:
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben dem Vorhaben am 22. September 2024 mit 82,86 Prozent zugestimmt. Herzlichen Dank.