Traditionell hat sich ewz stets den erneuerbaren Energien verschrieben. Investiert wird an Standorten, wo die natürlichen Ressourcen für die jeweilige Technologie am besten verfügbar sind. Und dort, wo die Anforderungen von ewz in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit, Klima- und Umweltverträglichkeit und Akzeptanz der Investition klar erfüllt sind. Die langfristige Zielgrösse des Produktions-Portfolios hat ewz auf rund 5,2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr definiert. In den bestehenden Wasserkraftwerken in der Schweiz wir rund 2,4 TWh produziert. Mit den Windparks in Deutschland, Frankreich, Schweden und Norwegen verfügt ewz zusätzlich über 1 TWh Naturstrom. Um das ambitionierte Ausbauziel zu erreichen, sollen in den kommenden Jahren Produktionskapazitäten von rund 1,8 TWh Naturstrom erworben oder selbst realisiert werden.
Mit dem letzten Rahmenkredit im Jahr 2017 war der Auftrag verbunden, rund ein Drittel der Mittel für Projekte in der Schweiz zu verwenden. Dieses Ziel hat ewz mit der Beteiligung am Holzheizkraftwerk Sisslerfeld, dem Bau des Wasserkraftwerks Adont und der geplanten Rekonzessionierung des Kraftwerks Tiefencastel West inzwischen fast erreicht. Die vielen Photovoltaikanlagen, die ewz in den letzten Jahren in der Schweiz realisierte, wie z.B. die erste hochalpine Solar-Grossanlage auf der Albigna Staumauer im Bergell, fallen nicht unter diesen Rahmenkredit. ewz strebt erneut an, ein Drittel des neuen Rahmenkredits in Anlagen in der Schweiz zu investieren.
ewz besitzt oder ist an achtzehn Windparks beteiligt. Die jährliche Produktion aus allen Windkraft-Beteiligungen mit gesamthaft 113 Windturbinen wird im Jahr 2021 1'048 GWh betragen, was annähernd dem ewz-Anteil der Stromproduktion am Kernkraftwerk Gösgen oder ein Drittel des Strombedarfs der Stadt Zürich entspricht. Im Jahr 2020 wurden in Norwegen mit den Windparks Stigafjellet und Måkaknuten zwei Leuchtturmprojekte realisiert. Im Sommer 2020 ist ewz zudem eine strategische Kooperation für den französischen Windmarkt eingegangen. Zusammen mit Ostwind International SAS entwickelt ewz in Frankreich bis ins Jahr 2027 zehn Windparkprojekte. Der Baubeginn für den Windpark Camblain wird bereits im April dieses Jahr sein. Im März 2022 sollen die vier Windanlagen in Betrieb gehen.
Der Gemeinderat stimmte am 10. März 2021 mit 100 zu 14 Stimmen dem Rahmenkredit zu. Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich werden am 13. Juni 2021 über den Rahmenkredit von 200 Millionen Franken entscheiden. Folgender Antrag (Abstimmungszeitung) wurde den Stimmberechtigten:
Für die Realisierung oder den Kauf von Energieerzeugungsanlagen, die erneuerbare Energie nutzen, für den Kauf oder die Erhöhung von Beteiligungen an Gesellschaften, die solche Energieerzeugungsanlagen halten, für die Gründung von Gesellschaften, die direkt oder indirekt solche Energieerzeugungsanlagen halten oder realisieren sowie für die Gewährung von Darlehen an solche Gesellschaften wird ein Rahmenkredit von 200 Millionen Franken bewilligt.
Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich bewilligten das Vorhaben am 13. Juni 2021 mit einem Ja-Anteil von 83,2%.
Europa verfügt über ein integriertes Energiesystem mit einem engmaschigen Höchstspannungsnetz. Es spielt physikalisch grundsätzlich keine Rolle, wo ein Kraftwerk den produzierten Strom in dieses Netz einspeist. Wichtig ist, dass europaweit jeweils soviel Strom produziert wird, wie auch im gleichen Moment Strom («Stromsee») bezogen wird. Für die von ewz unterstützte Energiewende und damit für eine sichere und nachhaltige Stromversorgung ist daher nicht der Ort der Produktion entscheidend, sondern die produzierte Menge an erneuerbarer Energie. Der physikalische Strom wird in der Regel direkt am ausländischen Produktionsstandort vermarktet, damit Übertragungskosten vermieden werden können. Die Herkunftsnachweise (HKN) aus den eigenen Produktionsanlagen sind vom physischen Stromfluss entkoppelt und können unabhängig von deren Standort als eigenständiges Zertifikat für die Stromkennzeichnung eingesetzt werden.
Trotz grossen Anstrengungen konnte ewz bisher in der Schweiz keinen Windpark bauen. ewz möchte seit rund 12 Jahren zusammen mit lokalen Partnern im Waadtländer Jura die beiden Windparks Mollendruz und Provence realisieren. Die Planungs- und Bewilligungsverfahren für Windparks sind lang und die Akzeptanz der Windparks ist vor allem bei Umweltorganisationen umstritten. Der Windpark auf dem Mollendruz soll 12 Windturbinen umfassen und eine jährliche Stromproduktion von 60 bis 70 GWh ermöglichen. Der Windpark in Provence weist 17 Windturbinen auf und soll jährlich 100 GWh Naturstrom produzieren. ewz beurteilt die Chancen für die Realisierung der Windparks positiv, da sie zu den besten Windparkprojekten in der Schweiz zählen.
Der Stadtrat und ewz arbeiten schon seit 2003 mit Rahmenkrediten. Angesichts der grossen Konkurrenz und der herausfordernden Rahmenbedingungen zur Realisierung von Windenergieanlagen sind kurze Entscheidungswege zwingend notwendig. Müsste zur Bewilligung jeder einzelnen Windturbine ein Gemeinderatsbeschluss bzw. eine Volksabstimmung erwirkt werden, so wäre die angestrebte Realisierung nicht umsetzbar. Mit Rahmenkrediten kann der Stadtrat für die notwendige Flexibilität und Vertraulichkeit beim Abschluss von Geschäften sorgen. Dank eines Rahmenkredits verkürzen sich die Entscheidungswege erheblich, weil der Stadtrat in eigener Kompetenz über die einzelnen Projekte entscheiden kann, unabhängig von der Höhe des erforderlichen Kredits.